Der Arzt, dem Sie nicht trauen dürfen!
Heute haben wir ein schwieriges Thema: Öffentliche Kritik an Kollegen. Aber ich muss zugeben, es gibt einen Kollegen, der mir dermaßen auf den Senkel geht, dass ich heute etwas dazu sagen muss.
Der Bösewicht ist der Kollege Dr. Google. Es häuft sich bei uns in der Praxis massiv, dass zum Beispiel Jugendliche wahnsinnig verunsichert sind, weil sie sich über Google eine Diagnose erstellt haben, die ihnen Angst macht, ja, die sie sogar in Panik versetzt. Väter und Mütter sind oft ganz aufgelöst, weil sie große Ängste um ihre Kinder haben.
In ganz vielen Fällen wäre es durch zwei, drei spezifische Nachfragen an einen erfahrenen Arzt wahrscheinlich einfach gewesen, solche Angst- und Panikzustände zu vermeiden.
Das Problem ist, dass Dr. Google ganz, ganz schlecht darin ist, zu differenzieren. Zum Beispiel zwischen Alt und Jung. Wenn Ihr dreijähriges Kind Blut am Toilettenpapier hat, ist das eine komplett andere Kiste, als wenn das einem 88-Jährigen passiert. Denn bei einer älteren Person kann das wirklich ein Problem sein, man muss hier auch viele potentielle Erkrankungen ausschließen. Bei einem Kind ist es dagegen zu 99 Prozent völlig harmlos.
Und die andere große Weisheit, die man über die Jahre als Arzt bekommt: Häufiges ist häufig und Seltenes ist selten. Dieser Leitsatz aus der Medizin bedeutet nichts anderes, als dass man bei der Diagnose zunächst an die wahrscheinlichste Erkrankung als Ursache denken sollte. Und nicht an irgendeinen seltenen und oft dramatischen Fall.
Und deswegen meine Botschaft heute: Trauen Sie sich, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt zu fragen. Es gibt keine blöden Fragen beim Thema Gesundheit. Sie dürfen uns jederzeit anrufen, Mails schicken, Nachrichten via Facebook zukommen lassen etc. Bitte machen Sie das, bevor Sie über eine Maschine versuchen, Diagnosen zu stellen.
Sprechen Sie mit uns - Sie ersparen sich und Ihren Kindern viel negatives Kopfkino und viel Panik.
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