Mythos Blutvergiftung
Heute ein Thema aus der Kategorie: Mythen der Medizin. Umgangssprachlich wird ein roter Strich am Arm oder am Bein oft als Blutvergiftung bezeichnet. Ebenso oft werden uns Kinder vorgestellt, bei denen die Eltern voller Angst und Sorge sind und sofort Antibiotika brauchen, weil das Kind eben eine Blutvergiftung habe. Hier muss man ein wenig Aufklärung leisten.
Wenn sich an Arm oder Bein eine rote Linie zeigt, dann ist das in der Regel eine Entzündung der Lymphgefäße, eine so genannte Lymphangitis. Sie entsteht meist als Reaktion darauf, dass irgendwo in der Umgebung eine kleine Verletzung ist oder war. Ein Stich, eine Schürfwunde, etc. Und tatsächlich kann sich im allerallerschlimmsten Fall von solch einer Wunde ausgehend eine Blutvergiftung (Sepsis) im Körper ausbilden.
Aber: Eine Blutvergiftung ist ein ganz starkes, schweres Krankheitsbild, das mit hohem Fieber und starkem Abgeschlagenheitsgefühl einhergeht.
Diese Lymphangitis ist dagegen im Prinzip nichts anderes als eine lokale Reaktion auf eine Verletzung in der Umgebung - und in den allermeisten Fällen genügt es völlig, lokal desinfizierende Maßnahmen zu ergreifen. Zum Beispiel Umschläge mit Octenisept. Und dann geht diese Lymphangitis meist schnell zurück.
Die Botschaft lautet also: Dieser rote Strich wird fälschlicherweise Blutvergiftung genannt. Es schadet sicherlich nicht, diesen einer Ärztin oder einem Arzt zu zeigen, aber wenn es Ihrem Kind ansonsten gut geht, ist es in den meisten Fällen kein Notfall! Und seien Sie zurückhaltend mit einer antibiotischen Behandlung, die braucht es hier so gut wie nie.
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