Choose your language

Tipp vom Doc

Sprachentwicklung: Vergleichen verboten!

Kinder zu vergleichen, ist selten eine gute Idee. Aber in einem Bereich sind Vergleiche mit anderen noch blöder als ohnehin: bei der Sprachentwicklung. Denn diese ist eine ganz individuelle Geschichte. Trotzdem gibt es natürlich ein paar Anhaltspunkte und Tipps. Das weiß nicht nur der Doc, sondern vor allem auch Myriam Mayländer, Logopädin in Lorch.

Besonders rund um den zweiten Geburtstag treibt viele Eltern die Frage um: Spricht mein Kind gut genug? Das ist nachvollziehbar, denn in dieser Zeit passiert sehr viel in Sachen Sprachentwicklung. Und die Bewertung, ob alles gut ist, ist tatsächlich nicht ganz so einfach, denn die Unterschiede im Sprachvermögen von etwa zweijährigen Kindern sind sehr groß. Manche sprechen außer ein paar einzelnen Worten noch so gut wie gar nicht, andere bilden schon richtige Zwei- bis Dreiwort-Sätze. Und beides kann in Ordnung sein!

Es gibt eine Richtgröße von 30 bis 50 Worten, die ein Kind rund um den zweiten Geburtstag beherrschen sollte. Das ist kein Blödsinn - aber auch eben nur eine Richtgröße. Wenn das Kind konstant zu einem Hund „Wau-Wau" sagt, gilt das zum Beispiel auch. Denn viel wichtiger als die genaue Anzahl oder die exakten Worte ist, dass das Kind versteht.

Schauen Sie das Verhalten im Allgemeinen an: Kann es Blickkontakt halten und einfache gesprochene Sprache verstehen? Klassisches Beispiel: „Bring mir den Ball." Ebenfalls wichtig: Wie ist das Spielverhalten? Von Bedeutung ist symbolhaftes Spielen, bzw. erste Rollenspiele. Beispiel: Das Kind bringt den Teddy ins Bett und deckt ihn zu. Solch ein Verhalten ist ein wichtiger Indikator dafür, dass die Sprache kommt.

Ein gutes Fünftel aller Kinder spricht mit zwei Jahren noch so gut wie gar nicht, aber wenn diese Sachen stimmen, kann man erst mal beruhigt sein, dann kommen die ersten 30 bis 50 Worte auch. Ein weiteres gutes Zeichen ist, wenn die ersten Zwei-Wort-Sätze kommen nach dem Prinzip „Mama komm", „Papa da", „Katze Baum". Auch wenn der Wortschatz noch nicht so groß ist, ist das ein Zeichen dafür, dass die Sprachentwicklung ihren Weg geht.

Kann man etwas tun, um die Sprachentwicklung zu fördern? Klar. Aber wichtig ist: Es darf kein Training sein. Denn wir brauchen keinen künstlichen Lerneffekt, keine Dressur - sondern echtes Lernen und Verstehen. Und es gilt der Grundsatz „fördern statt fordern".

Beachten Sie einfach ein paar Dinge im Alltag: Nutzen Sie einfache kurze Sätze, aber keine Babysprache. Sprechen Sie viel, erklären dem Kind z. B. was Sie gerade machen. Korrigieren Sie Ihr Kind nicht. Wenn es z. B. „sein" Wort für „Trinken" sagt, greifen Sie dies auf, sagen Sie das richtige Wort und packen es in einen ganzen Satz. „Möchtest du etwas trinken? Schau, da drüben steht dein Wasser." Und: Nehmen Sie sich täglich etwas Zeit, in der Sie nur für Ihr Kind da sind und nichts anderes nebenher machen.

Bei der U6 (1 Jahr) und U7 (2 Jahre) wird Ihr Kinderarzt/Ihre Kinderärztin auf das Thema eingehen. Wenn Sie ansonsten Fragen haben, sprechen Sie ihn/sie darauf an.

zur Tipp-Übersicht

Weitere interessante Tipps

Chronisches Fatigue-Syndrom

Zur Schule gehen, ein bisschen Radfahren, Freunde treffen - alles viel zu anstrengend. So oder noch schlimmer kann es Menschen ergehen, die am chronischen Fatigue-Syndrom leiden, auch myalgische Enzephalopathie (ME) genannt. Ein schwieriges, sehr komplexes Krankheitsbild.

Stuhluntersuchungen

Ein Thema von zunehmender Bedeutung sind unnötige und oftmals teure Stuhluntersuchungen. Mit einer Stuhlprobe kann man sehr wenige sehr sinnvolle Untersuchungen vornehmen. Man kann damit aber auch eine ganze Menge - um im Thema zu bleiben - Scheiß machen.

Vergleichen

,,Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen, sondern immer nur mit sich selbst." Ein wunder-schöner Satz des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, der vor rund 200 Jahren gelebt hat.
Und ja, ich weiß: Das ist schwierig.