Wenn Ihr Kind das falsche schluckt
Es geht heute um das Thema Ingestionsunfälle bei Kindern. Ingest... was? Auf gut Deutsch: Ihr Kind verschluckt etwas, was nicht zum Verschlucken gedacht war. Ein spannendes und hochkomplexes Thema. Mit vielen Überraschungen.
Denn Eltern schätzen zum Teil falsch ein, welche Dinge gefährlich sein können und welche gar nicht so dramatisch sind, wenn das Kind sie schluckt. Eines meiner Lieblingsbeispiele: Ein kleines Kind kann problemlos die Monats-Ration der Anti-Baby-Pille vespern ohne dass das ein medizinischer Notfall wird (es sollte es aber trotzdem nicht tun, das ist hoffentlich klar). Dagegen können die Beta-Blocker-Tabletten der Oma sehr rasch zum Problem werden.
Sie sehen schon: Es gibt vieles, das ein Kind verschlucken kann und wir können nicht auf alles explizit eingehen. Das würde hier den Rahmen sprengen. Deshalb müssen wir über zwei Dinge besonders reden:
Wie können wir Ingestionsunfälle verhindern?
Was müssen wir tun, wenn doch etwas passiert ist?
Zu Punkt 1: Alle Dinge, die nicht für Kinder zum Verschlucken gedacht sind, müssen im Haushalt so verstaut werden, dass auch ein Kind mit Forscherdrang da einfach nicht rankommt. Und das alleroberste Gebot: Es sollte NIEMALS eine gefährliche giftige Flüssigkeit in ganz banale Trinkflaschen (Cola-/Fanta-/Sprudelflaschen) umgefüllt werden. Ich habe einmal erlebt, wie ein Kind einen Schluck Feigenreiniger getrunken hat, der in eine Fanta-Flasche umgefüllt worden war. Glauben Sie mir, das ist etwas ganz Furchtbares, denn es führt zu sehr schlimmen Verätzungen in der Speiseröhre und im Magen.
Zu Punkt 2: Wenn Ihr Kind doch mal etwas verschluckt hat - eine Tablette, oder einen Fremdkörper oder was auch immer - ist es zunächst das Wichtigste, dass Sie versuchen, die Originalpackung von dem zu bekommen, was Ihr Kind gevespert hat. Und dann sollten Sie in den meisten Fällen Rücksprache halten mit einer Giftnotrufzentrale. Es gibt auch vom Bundesamt für Risikobewertung eine sehr schöne App, in der man Stichworte eingeben kann und schnell Rat erhält, ob Sie einen Notfall haben oder für das Kind keine Gefahr besteht.
Info:
Die App erhalten Sie, wenn Sie in der Suche Ihres App-Stores BfR-Vergiftungsnotfälle eingeben.
Die Nummer der Giftnotrufzentrale lautet: 089 19240.
Weitere interessante Tipps
Mythen der Kinderheilkunde
Haben Sie diese Sätze schon mal gehört oder selbst gesagt? "Das Kind hat einen so gelben Rotz, das ist bestimmt etwas Bakterielles!" "Der Urin stinkt so arg, das ist bestimmt ein Harnwegsinfekt!" "Das Kind hustet so schlimm, das muss eine Lungenentzündung sein!" Alle Sätze hört man immer wieder und alle sind, Sie ahnen es bereits, Mumpitz.
„Picky Eating“
Viele Eltern kennen das: Am Esstisch gibt's Stress und Krach, weil der oder die Kleine nur den Käse oder die Wurst isst - nicht aber das Brot. Und ganz bestimmt keine Gurke - oder sogar Brokkoli!!! Auf welche Art auch immer: Kinder können furchtbar spezielle Esser sein. Unter Umständen spricht man dabei von „picky eating".
Vergleichen
,,Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen, sondern immer nur mit sich selbst." Ein wunder-schöner Satz des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, der vor rund 200 Jahren gelebt hat. Und ja, ich weiß: Das ist schwierig.